Digital dabei! 6.0 SKM Köln – Kinder- und Jugendeinrichtung Take Five

Im Projekt Schieb keinen Film! beschäftigen sich Jugendlichen und junge Geflüchtete filmisch mit dem Themen Gewalt und Aggression. Zielgruppe sind 15 – 25 Jugendliche und junge Geflüchtete im Alter von 10 – 20 Jahren, die das Take Five besuchen und Jugendliche aus Flüchtlingsunterkünften. „Schieb keinen Film!“ ist eine Beschwichtigungsfloskel aus der Jugendsprache, die bedeutet, dass sich das Gegenüber nicht aufregen soll. Die Besucher der Kinder- und Jugendeinrichtung Take Five benutzen den Satz oft, wenn sie kurz vor einer körperlichen Auseinandersetzung oder einer verbalen Aggression stehen. Dabei kommt es oft zu Konflikten untereinander. Über das Medium Film sollen sie sich damit auseinandersetzen, wie Konflikte mit sich selbst und anderen bewältigt werden können.

Das Projekt „Schieb keinen Film“ richtete sich an Jugendliche und junge Geflüchtete mit erhöhtem Jugendhilfebedarf aus Bilderstöckchen, Mauenheim und den umliegenden Stadtteilen. Im näheren Umkreis gibt es verschiedene Flüchtlingsunterkünfte. Jugendliche mit Fluchterfahrung besuchen unsere Einrichtung.  In diesem Projekt werden Jugendliche ohne besondere Vorkenntnisse im Videobereich angesprochen. Anstatt einen „Film zu schieben“, sollen sie einen Film darüber machen was sie aufregt, wie sie damit umgehen und welche Alternativen es zum „Film schieben“ gibt.

Nach vielen digitalen Treffen war es uns aber dann auch ab Spätsommer/ Herbst 2021 endlich wieder möglich analog als Gruppe zusammen zu kommen und gemeinsam zu überlegen, wie man dieses Projekt praktisch umsetzen könne. Relativ schnell kristallisierte sich eine Kerngruppe heraus. Unter den einzelnen Gruppenmitgliedern waren schnell die Rollen verteilt. Während die einen bereit waren vor der Kamera Rede und Antwort zu stehen, gab es zwei Jungen, die unbedingt die Kameraarbeit übernehmen wollten und eher an der Arbeit mit der Hard- und Software (Kamera/ Laptop/ Gimbal/ Stativ/ Schnittprogramm) interessiert waren. In „Redaktionssitzungen“ skizzierten die Jugendlichen nach Absprache mit allen Beteiligten einige Ideen in Form einer Mindmap:

Hier standen Ideen zur filmischen Umsetzung der Interviewsituation im Vordergrund, aber gleichzeitig auch die Gedanken, wie man das Thema „Aggression“ in der Interviewsituation mit dem jeweiligen Gast vor der Kamera besprechen könnte, so dass sich dieser wohl fühlt und wenig Angst davor hat auf die Fragen zu antworten. Darüber hinaus dachten die Jugendlichen über verschiedene Settings nach; die sowohl dem Interviewpartner ein Wohlgefühl geben als auch filmisch gut wirken könnten. Nachdem diese Gedanken verfestigt und mit der Gesamtgruppe besprochen wurden, lernten die beiden Jugendlichen die Hardware etwas besser kennen und konnten in einer Art „Crashkurs“ die für sie notwendigen Informationen herausfinden. In einer weiteren „Redaktionssitzung“ vereinbarten die Jugendlichen selbstständig, dass sie zwei Drehtage einplanen. An dem einen sollte es ausschließlich Interviews geben und an dem anderen Drehtag sollten Möglichkeiten dargestellt werden, wie die einzelnen Interviewpartner*innen ihre Aggressionen abbauen würden. Die Gesamtgruppe hatte die Idee, dass man das Sportmuseum in Köln als Location nutzen könne, da dort genau die Sportangebote abzufilmen seien, die ein Großteil der Gruppenmitglieder auch privat nutze.

In den Herbstferien kam die Gruppe zusammen und fokussierte sich auf dieses Filmprojekt. Es war schön zu sehen, wie selbstständig und respektvoll sie im Umgang miteinander waren. In den Interviewsituationen kam es zu sehr interessanten Gesprächen und die Einzelnen merkten, dass sie vielleicht doch mehr Gemeinsamkeiten haben, als sie vorher gedacht hatten. Im Sportmuseum sind viele Aufnahmen entstanden, die im Film widerspiegeln und unterstreichen, was in den Interviewsituationen besprochen wurde. Die Nachbearbeitung bzw. das Sichten des Rohmaterials und der Beginn der Realisierung des fertigen Films am Laptop mit dem Schnittprogramm hat einige Zeit in Anspruch genommen und brachte ein paar Anlaufschwierigkeiten mit sich.  Entstanden ist ein Kurzfilm von und mit den Jugendlichen der OT Take Five, der ihre eigene Sicht darstellt und dem Zuschauer die Sicht der Jugendlichen auf die Dinge näherbringt.